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Adaption: In der Evolutionstheorie bezeichnet Anpassung den Prozess, durch den eine Population von Organismen Eigenschaften entwickelt, die ihr Überleben und ihre Fortpflanzung in einer bestimmten Umgebung verbessern. Diese Merkmale werden vererbt und an nachfolgende Generationen weitergegeben und tragen zur Fitness des Organismus in seiner ökologischen Nische bei.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Stephen Jay Gould über Adaption – Lexikon der Argumente

I 198
Adaption/Präadaption/Gould: Def Präadaption: Präadaption ist aus der These hergeleitet, dass in den Anfangsstadien andere Funktionen erfüllt worden sind. Bsp ein halber Kiefer konnte die Kiemen stützen. Ein halber Flügel mag zum Fang von Beutetieren gedient haben, oder zur Kontrolle der Körpertemperatur.
Gould: Der Begriff der Präadaption ist unverzichtbar, aber nicht geeignet, in allen Fällen eine Kontinuität zu erweisen.
I 199
Bsp bei zwei Gattungen von Biodae (Riesenschlangen) auf Mauritius gibt es einen geteilten Oberkieferknochen, (mit elastischer Verbindung), den es sonst bei keinem Wirbeltier auf der Erde gibt. Hier ist einem diskontinuierlichen Übergang der Vorzug zu geben denn ein Kiefer kann nicht halb gebrochen sein.
Beispiele:
I 195
Bsp Fische, die Kiefer besitzen, sind mit ihren Vorfahren ohne Kiefer verwandt. Die Makroevolution (die größeren strukturellen Übergänge) ist nichts als eine ausgeweitete Mikroevolution (z.B. die Veränderung von Fliegen in geschlossenen Behältern).
I 196
Bsp Wenn schwarze Nachtfalter die Weißen innerhalb eines Jahrhunderts ersetzen, dann können Reptilien durch sanfte Summierung zahlloser Veränderungen im Laufe von einigen Millionen Jahren zu Vögeln werden.
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II 51
Adaption/Gould: Wir müssen nicht zwischen Beschränkung und Schönheit der Adaption wählen, da nur beides zusammen die notwendige Spannung zur Regulation der Evolution liefert.
Selektion/Gould: GouldVs: Gould richtet sich gegen die Annahme einer konsequenten Auslese, bzw. die Annahme, es gebe ein Wirken der Selektion auf jeder Ebene gleichzeitig, bzw. die Theorie, dass jedes Detail das an einem Organismus aufzufinden ist, aus der Selektion resultiert.
Verhalten/Adaption: Jedes Einzelverhalten mag eine wunderbare Adaption sein, aber es muss innerhalb einer vorherrschenden Beschränkung geformt sein, Bsp Brutverhalten des Tölpels.
II 52
Verhalten/Tier/Gould: Die Quellen organischer Formen und Verhaltensweisen sind mannigfaltig und beinhalten wenigsten drei Primärkategorien:
a) Augenblickliche Adaption (des Verhaltens der Jungen),
b) Die potentiell nicht-adaptiven Konsequenzen grundlegender struktureller Entwürfe die als Beschränkungen der Adaption wirken und
c) Die Adaptionen der Vorfahren, die jetzt von der Nachkommenschaft in anderer Weise verwendet werden.
II 153
Adaption/GouldVsAdaptionismus/Gould: Man kann z. B. besondere Merkmale bei manchen abnormalen menschlichen Kindern nicht als Adaption bezeichnen.
Wir bewohnen keine perfekte Welt, in der die natürliche Selektion rücksichtslos alle organischen Strukturen überprüft und sie dann im Hinblick auf optimale Nützlichkeit formt. In vielen Fällen spiegelt die Evolution mehr ererbte Muster als augenblickliche Forderungen der Umwelt wider.
II 152
Wir neigen (fälschlicherweise) dazu, jede Struktur so zu betrachten, als sei sie für einen bestimmten Zweck geschaffen.
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IV 27
Adaption/Anpassung/Gould: Wir sollten nicht folgern, dass die von Darwin angenommene Anpassungsfähigkeit an eine lokale Umwelt uneingeschränkte Macht besitzt, theoretisch optimale Entwürfe für alle Situationen zu erzeugen. Die natürliche Selektion kann nur auf vorhandenes Material zurückgreifen. Klassisches Dilemma der Evolutionstheorie.
Frage: Wie entstehen die Zwischenschritte?
Strukturalisten (wie Geoffroy Saint Hilaire, 1772-1844): These: Zuerst ändert sich die Form und findet dann eine Funktion.
Funktionalisten (wie Lamarck): These: Zunächst müssen Organismen eine funktional andere Lebensweise annehmen, bevor sich die Formen entwickeln.
DarwinVsStrukturalismus: Die Umwelt gibt ihre Anforderungen an eine Anpassung nicht direkt an den Organismus weiter. Vielmehr indirekt über mehr Überlebende Nachkommen derjenigen, die das Glück hatten, in Richtung einer besseren Anpassung an ihre lokale Umwelt zu variieren.
IV 28
Lamarck: Tatsächlich war es Lamarck, der die richtige Antwort gefunden hatte (wie Darwin): Er schlug lediglich einen falschen Mechanismus für die Übertragung der Information zwischen Umwelt und Organismus vor. Seine funktionalistische Lösung enthält eine elegante Vereinfachung, die heute von nahezu allen Evolutionsforschern akzeptiert wird.
Es ist weder die Gestalt des Körpers noch die Form seiner Gegner, welche die Gewohnheiten der Tiere entstehen lässt, sondern es sind im Gegenteil die Gewohnheiten und Lebensumstände, die im Laufe der Zeit die Gestalt des Körpers gebildet haben«.(1)
Gould: Dies wird heute als richtig angesehen.
>Lamarckismus.

1. Lamarck, J.B. (1809/1984). Zoological Philosophy. Chicago: University Press.


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Gould I
Stephen Jay Gould
Der Daumen des Panda Frankfurt 2009

Gould II
Stephen Jay Gould
Wie das Zebra zu seinen Streifen kommt Frankfurt 1991

Gould III
Stephen Jay Gould
Illusion Fortschritt Frankfurt 2004

Gould IV
Stephen Jay Gould
Das Lächeln des Flamingos Basel 1989

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